Stella Schmitz und Moritz Pfaff Hallen-Saarlandmeister 2022

Zweimal triumphierten die jeweils an Nr. 2 gesetzten Herausforderer.

Sonntag, 6. Februar 2022, der Tag der Entscheidungen bei den diesjährigen Saarlandmeisterschaften der Aktiven in der Tennishalle auf dem Gelände der Hermann Neuberger-Sportschule. Die Verantwortlichen um Dieter Schwan, Magdalena und Horst Faisst sowie Guido Fuchs hatten mit der Setzliste bei den Damen und Herren richtig gelegen und mit einer Ausnahme die besten Vier der jeweiligen Rangliste und des Kaders als Favoriten für den Einzug ins Halbfinale eingestuft. In beiden Endspielen hatten sie jedoch die Rechnung ohne die Spielerinnen bzw. Spieler gemacht. Denn mit Stella Schmitz, der jüngeren der beiden Schmitz-Schwestern von der Tennis-Abteilung des TUS Neunkirchen, und mit Moritz Pfaff (TC Winterbach) schufen die an Nr. 2 gesetzten im Finale die Überraschung und besiegten die jeweilige Nr. 1 - Aiva Schmitz und Paul-Georg Günther (Tenniszentrum DJK Sulzbach) - in zwei spannenden und schwer umkämpften Sätzen.

Neunkirchener Halbfinale bei den Damen

Am Vortag (Samstag, 5. Februar) hatte sich bei den Damen wie erwartet das topgesetzte Quartett der Tennisabteilung des TC Neunkirchen für die Halbfinalspiele am Sonntag qualifiziert: Die Geschwister Aiva und Stella Schmitz, Aaliyah Hohmann und Margaux Tulet-Jost (Einzelheiten weiter unten). Sie machten am Sonntagmorgen, 6. Februar die Meisterschaft unter sich aus. In der Halbfinalbegegnung auf Platz 1 musste die spätere Saarlandmeisterin Stella Schmitz allerdings ihre letzten Kräfte mobilisieren, um der sich tapfer wehrenden Margaux Tulet-Jost den Einzug ins Finale zu verweigern. Der Schlagabtausch der beiden 16jährigen, talentierten Spielerinnen dauerte zweieinhalb Stunden, ehe Stella Schmitz mit 6:4/4:6/6:3 die Glückwünsche ihrer Gegnerin und der leider wenigen Zuschauer entgegennehmen konnte. Lange hatte Tulet-Jost das Match nach gutem Start offen gehalten; Schmitz unterliefen anfangs zudem viele Flüchtigkeitsfehler. Erst beim Rückstand von 2:4 agierte sie mutiger, druckvoller, gewann vier Spiele hintereinander und mit 6:4 den ersten Satz. In Durchgang zwei steigerte sich Tulet-Jost, drehte den Spieß um und sorgte ebenfalls mit 6:4 für den Satzausgleich. Ihr Spiel hatte jedoch viel Kraft gekostet, so dass sie im alles entscheidenden dritten Satz früh in Rückstand geriet. Schmitz setzte erfolgreich nach und gewann mit 6:3 - Finale gegen ihre Schwester Aiva. Die konnte zu diesem Zeitpunkt bereits entspannen, nachdem sie Aaliyah Hohmann mit 6:1/6:2 bezwungen hatte. Doch so eindeutig wie das Ergebnis war der Spielverlauf nicht. Lange Grundlinienduelle, hoher Einsatz auf beiden Seiten. Doch mit zunehmender Spieldauer machte Aiva Schmitz mit risikofreudigerem Angriffsspiel Punkt um Punkt und siegte am Ende in zwei glatten Sätzen. Somit kam es in der Halle zur Neuauflage des Finales aus dem Sommer 2021.

Schwesternduell im Endspiel

Nicht Serena gegen Venus (Williams) sondern Aiva gegen Stella (Schmitz) - so hieß wie von den Experten vorhergesehen das Damen-Finale, das von Stuhl-Schiedsrichter Dr. Rudolf Fleischer geleitet wurde. Bis zum 0:4 im ersten Satz fand die um zwei Jahre ältere Aiva keine Einstellung zum druckvollen Spiel ihrer Schwester. Als sie auf 1:4 verkürzte, schien der Bann gebrochen. Schon beim Stande von 5:4 und eigenem Aufschlag hätte Stella den Satz bereits für sich entscheiden können. Doch stattdessen kassierte sie ein Break - 5.5; beim Stande von 6:6 hieß es: Tiebreak. Wie zu Beginn war Stella erfolgreicher; Aiva konnte erneut  ausgleichen (5:5), verlor aber den Tiebreak letztendlich mit 5:7. Somit ging der erste Satz mit 7:6 denkbar knapp an Stella. Der 2. Satz verlief zunächst wieder ausgeglichen. Nach mehreren Breaks auf beiden Seiten steigerte sich die etwas frischer wirkende Stella und gab nach dem 2:2 gegen ihre mit ihren Fehlern hadernde Aiva keinen Punkt mehr ab. Spiel, Satz und Sieg mit 7:6/6:2 für Stella Schmitz, die sich für die im Sommer erlittene Endspiel-Niederlage revanchieren konnte. Beim Shakehands konnte auch die Verliererin schon wieder lachen.

Herren: Mit glatten 2-Satz-Siegen ins Halbfinale

Wie sich die Bilder gleichen: Im Endspiel der Herren standen sich ebenfalls die an 1 und 2 gesetzten Spieler Paul-Georg Günther (Tenniszentrum DJK Sulzbachtal) und Moritz Pfaff (TC Winterbach) gegenüber, das beide ohne Satzverlust erreicht hatten. Das galt auch für die Halbfinalspiele gegen Günthers Vereinskamerad Mike Kessler bzw. bei Pfaffs Sieg gegen Tim Beckstein (WMA Nordsaar). Günther ließ Kessler beim 6:3/6:0 außer im ersten Satz kaum eine Chance. Beim erneuten Break zum 3:0 im 2. Durchgang hatte die Nummer 1 den auf 4 gesetzten „im Griff“ und machte bis zum 6:0 kurzen Prozeß - da konnte sich Kessler noch so strecken. Mit einem herrlichen Volley besiegelte Günther Kesslers Niederlage. Der sich im Übrigen bei den Senioren am kommenden Wochenende mehr Chancen ausrechnet.

Ungestüm gegen kontrolliert - so kann man das Halbfinale zwischen Tim Beckstein und Moritz Pfaff zusammenfassen. Das 6:3/6:2 des späteren Saarlandmeisters war jedoch nur auf den ersten Blick eine klare Angelegenheit. Mit tollen Stopps und ebensolchen Passierbällen gelang es Beckstein, Pfaff immer wieder zu überraschen. Doch statt auf 4:5 zu verkürzen, verlor Beckstein seinen Aufschlag zum 3:6 im ersten Satz. Bis zum 2:2 war der zweite Durchgang ausgeglichen. Doch das Break zum 2:3 leitete das Ende zugunsten von Pfaff ein, der schon seinen ersten Matchball zum 6:3/6:2 verwandeln konnte.

Inzwischen verfolgten mehrere Medienvertreter das Geschehen in der Tennishalle - u.a. ein Kamerateam des Saarländischen Rundfunks mit Reporter Sven Roland, offensichtlich in der Nachfolge seines Vaters Karl-Heinz, den viele Tennisfreunde noch von seinen Tennis-Berichten aus Paris, Melbourne usw. in guter Erinnerung haben. Wieder nahm Dr. Fleischer auf dem Schiedsrichterstuhl Platz - eine weitaus schwierigere Aufgabe bei den dynamischen Bällen der beiden Finalisten. Um das vorwegzunehmen: Nachdem sich beide letztendlich problemlos für das Endspiel qualifiziert hatten, dominierte Moritz Pfaff überraschend das Geschehen. „Moritz’ Spiel war einfach solider“, stellte Günther anerkennend fest. Pfaff blieb in der Tat in beiden Sätzen konzentriert und ließ keine Sekunde nach, so dass er verdient neuer Saarlandmeister wurde. Günther kam einfach nicht richtig ins Spiel bzw. Paff ließ dies nicht zu. Zwar servierte der spätere Sieger nicht so hart wie der Vizemeister, dafür platzierte er die Bälle besser und trieb Günther mit seinen Aufschlägen immer wieder aus dem Feld. Der konnte zwar auf 3:5 verkürzen; doch bei eigenem Service gewann Pfaff Durchgang 1 mit seinem 2. Satzball 6:3. Im zweiten Satz änderte sich das Bild kaum; Pfaff blieb beweglicher und präziser auch in langen Ballwechseln, während Günthers Risikobereitschaft nur selten zum Erfolg führte. Dennoch blieb er dran und war dem Gleichstand nahe. Doch beim Stande von 5:4 und eigenem Aufschlag nutzte Pfaff bereits seine erste Siegchance mit einem spektakulären Schmetterball zum 6:4. Mit 6:3/6:4 eroberte der strahlende Pfaff den Meistertitel 2022.

Um den früh ausgeschiedenen Spielern weitere Turnierpraxis zu ermöglichen, wurde eine sog. Nebenrunde ausgespielt. Sieger wurde der an 15 gesetzte Dennis Witzmann (TC Blau-Weiß Wallerfangen), der Maximilian Kasper (TC Schwarz-Weiß Merzig) im Finale mit 6:2/6:3 bezwang.

Am Ende standen Lob für tolle Leistungen insbesondere der jüngeren Aktiven und Dank für eine gelungene Organisation. Spiele und Siegerehrung hätten allerdings mehr Publikum verdient gehabt. Darauf hoffen alle Beteiligten in der kommenden Sommersaison - vielleicht in Bälde sogar auf einer ähnlichen großen Platzanlage wie in der Vier-Platz-Halle des STB…

Um den Einzug ins Halbfinale

Bei den Damen die ersten vier der Setzliste

Qualifiziert für die Halbfinalspiele hatte sich am Samstag, 5. Februar das Quartett der Schwestern Aiva und Stella Schmitz, Aaliyah Hohmann und Margaux Tulet-Jost und damit auch die von 1 bis 4 gesetzten Spielerinnen. Insofern keine Überraschung.

Allerdings waren die Begegnungen in der oberen Hälfte der Setzliste wesentlich umkämpfter als die in der unteren Hälfte, wo die an 2 gesetzte 16jährige Stella Schmitz dank ihres dynamischeren Spiels locker mit 6.0/6:1 gegen die um 20 Jahre ältere Tina Noack vom TC Winterbach gewann. Noack merkte man die lange Wettkampfpause an; letztendlich blieb sie chancenlos gegen die Power der jungen Konkurrentin. Auch Tulet-Jost (20), die Nummer 4 der Setzliste, hatte keine Mühe bei ihrem Match gegen die 29jährige Rebecca Krier (TC Rot-Weiß Brotdorf): Sie gönnte ihrer Gegnerin beim 6:0/6.0 keinen einzigen Punkt. Im ersten Viertelfinale hatte Aiva Schmitz überraschend viel Mühe, die beherzt aufspielende  Liv Maja Röstel (TC Blau-Weiß Homburg) in Schach zu halten. Beim Stande von 6:5 für Röstel im ersten Satz sah es nach einer faustdicken Überraschung aus. Doch gelang Schmitz das entscheidende Break zum 6.6 und bei eigenem Aufschlag doch noch der Satzgewinn mit 7:6. Röstel hatte sich bis dahin mit großem Kampfgeist und viel läuferischem Aufwand gegen die drohende Niederlage gestemmt. „Der Akku war leer“, lautete das Fazit nach dem schnellen Aus im 2. Satz, der mit 6:0 an die Favoritin ging. Auch Hohmann tat sich gegen ihre ungesetzte Vereinskameradin Cosima Bill zuerst schwer. Nach 7:5 im ersten Satz musste die höher eingeschätzte den zweiten mit 2:6 an die jetzt taktisch variabler spielende Bill abgeben. Der entscheidende Matchtiebreak war ein Spiegelbild der Ausgeglichenheit. Erst mit dem vierten Matchball gelang Hohmann der entscheidende Punkt zum 11:9 und damit der Einzug ins Halbfinale.

Herren: Nur der älteste Viertelfinalist musste schwer kämpfen

Auch bei den Herren erreichten die ersten Vier der Setzliste das Halbfinale: Paul-Georg Günther nicht zuletzt dank seines überragenden Aufschlags mit 6:0/6:0 über Marc Siddartha Kleber (DJK Sulzbach), der zuvor den an Nr. 9 eingestuften Manuel Rieß aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Günthers reiferen und druckvolleren Spielweise hatte sein 17jähriger Vereinskamerad nichts entgegenzusetzen. Ähnlich erging es Torben Etgen (TC 77 Völklingen), immerhin an 10 gesetzt, gegen die aktuelle Nr. 2 Moritz Pfaff (TC Winterbach). 6:1/6:0 war eine klare Sache zugunsten des Favoriten. Etwas mehr kämpfen musste Tim Beckstein (Nr. 5, SG WMA Nordsaar) gegen den 16jährigen Robin Reichrath, der zuvor ein überraschender Sieg gegen die Nr. 3, Fred-Oliver Schommer (Sulzbach) gelungen war. Doch mehr als drei Spiele konnte der Jugendliche beim 2:6/1:6 gegen Beckstein nicht erkämpfen. Am spannendsten verlief das Match der Nr. 4, Mike Kessler, gegen den 17jährigen Moritz Anterist (Rotenbühl), an Position 7 der Setzliste. Das Ergebnis von 7:5/6:4 für den doppelt so alten Kessler ist Ausdruck des lange umkämpften Ausgangs. Am Ende fehlte es dem manchmal zu ungestüm agierenden Anterist an der notwendigen Cleverness und Abgeklärtheit, um den Routinier zu besiegen. In dem von beiden Seiten mit hohem Aufwand geführten Spiel gelang dem Nachwuchsspieler, als er beim Stande von 2:2 im 2. Satz nach einem starken Lob von Kessler den Ball noch mit einem Schlag zwischen den Beinen hindurch von der Linie kratzte. Letztendlich entscheidend das „ominöse“ 7. Spiel, das Anterist trotz 40:15 noch an den älteren Kontrahenten abgeben musste. Letzterer benötigte bei seinem Sieg drei Matchbälle zum 6:4-Erfolg. Noch einmal hatte sich Alt gegen Jung durchgesetzt.