Jan-Lennard Struff im DTB-Interview

„Ich möchte zurück in die Top 100“!

Zwei Monate musste Jan-Lennard Struff seine Tennis-Saison unterbrechen. Im März hatte sich der 32-Jährige beim Masters in Miami den Zeh gebrochen. Nun ist der Deutsche zurück. Beim ATP-Turnier in Stuttgart vergangene Woche gab er sein Comeback auf der Tour. Im DTB-Interview am Rande der Terra Wortmann Open in Halle gibt er ein Update…

Wie geht es dir denn nach deiner Zwangspause? Bist du wieder richtig fit?

Eigentlich schon – dem Fuß geht es gut. Ich habe das erste Turnier in Stuttgart ohne Probleme überstanden und gezeigt, dass ich dran bin und Matches gewinnen kann. Das war sehr positiv. Natürlich muss ich noch sehr viel trainieren, um den Rückstand aufzuholen und ich muss die nötige Matchpraxis wieder finden. Aber ansonsten fühle ich mich gut.

Was hast du in der Zwischenzeit getrieben?

An den ersten Tagen konnte ich nicht viel machen, da ich den Fuß nicht belasten durfte, damit sich der Bruch nicht verschiebt. Wir haben regelmäßige Kontrolluntersuchungen gemacht, um die Heilung zu beobachten und zu sehen, wie ich wieder einsteigen kann. Ich habe sehr viel im Gym gearbeitet und auch dosiert Tennis gespielt – ein paar Bälle geschlagen, damit ich den Rhythmus nicht verliere.
Natürlich hatte ich auch mehr Zeit für meine Familie – konnte zum Beispiel meinen Sohn morgens in die Kita bringen. Aber ich musste mich zurückhalten und konnte nicht viel rumlaufen, weil mein Fuß weh getan hat und sich die Verletzung nicht verschlimmern sollte.

Du bist im Ranking ziemlich abgerutscht, sogar aus den Top 100 gefallen. Belastet dich das?

Ich habe zu Beginn des Jahres nicht gut gespielt. Und durch die Verletzung habe ich die Sandplatzsaison verpasst, in der ich eigentlich immer recht viele Punkte sammeln kann. Die aus dem letzten Jahr habe ich nun alle verloren. Der Zeitpunkt war deshalb wirklich bitter. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich die Pause ein bisschen gebraucht habe. Ich bin aber happy wieder zurück zu kommen. Natürlich ist es blöd zu sehen, wenn man in der Rangliste so abrutscht. Das kann man nicht so leicht ausblenden. Aber ich werde alles dafür tun, um mich wieder nach vorne zu kämpfen.

Du bist jetzt auf Rasen wieder eingestiegen – auf dem Belag spielt man ja nicht so oft. Wie war das für dich?

Auf Rasen spielt man kürzere Ballwechsel, was für den Einstieg eigentlich recht gut ist. Auf Rasen ist es zu Beginn schwierig den Return zu finden und sich auf dem Untergrund richtig zu bewegen. Der Ball rutscht manchmal durch – das ist ein ganz anderes Spiel. Ich glaube, wenn ich bei den French Open eingestiegen wäre, nachdem alle anderen bereits in den Wochen zuvor auf Sand gespielt hatten, wäre das für mich viel schwieriger geworden. Daher war das vielleicht ganz passend, jetzt auf Rasen zurück zu kommen.

Das Turnier in Halle ist für dich quasi ein Heimspiel. Spürst du den „Heimvorteil“?

Definitiv. Ich habe acht Jahre hier im Club gespielt und auch mal zwei Jahre auf der Anlage gelebt. Ich finde es toll, bekannte Gesichter wiederzusehen. Ich hoffe, es nimmt mir niemand übel, wenn ich mal jemanden nicht erkenne. (lacht) Die Zeit in Halle war für mich einfach wunderschön. Als ich damals hier her gekommen bin, hätte ich nie gedacht, dass ich hier beim Turnier mal auf dem Center Court spielen würde. Es ist schön, ein Turnier zu Hause zu haben. Wir sind so viel unterwegs das ganze Jahr über – da ist das etwas Besonderes.

Daniel Altmaier, Oscar Otte, Yannick Hanfmann, Kevin Krawietz, Andreas Mies, Tim Pütz – in Halle sind viele deutsche Spieler am Start. Verbringt ihr öfter Zeit zusammen?

In Halle ist man sehr eng zusammen, weil alle auf der Anlage im selben Hotel wohnen. Daher macht man schon viel gemeinsam. Auch bei anderen Turnieren unternehmen wir immer viel zusammen. Wir alle haben ein gutes Verhältnis zueinander, spielen Karten miteinander, gehen Abendessen...

Was sind deine Pläne für den Rest der Saison? Freust du dich auf den Davis Cup in Hamburg?

Ich will wieder in die Top 100 zurück. Das möchte ich bis Ende des Jahres schaffen. Es geht jetzt darum, mich wieder zurück zu fighten – auch ins Davis Cup Team. Denn natürlich möchte ich in Hamburg dabei sein. Dass wir das nach Deutschland geholt haben, ist geil. Wir haben uns als Team qualifiziert, wir verstehen uns echt gut und haben beim Davis Cup immer eine tolle Zeit.

Interview: Franziska Staupendahl