Deutsche Padel-Nummer 1 Lindmeyer: "Wir wollen in Krakau die Topteams ärgern"

Johannes Lindmeyer und sein Partner Matthias Wunner sind Deutschlands Top-Duo im Padel. Vom 21. bis 25. Juni gehen die beiden für das Team D bei den European Games an den Start.

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Im Interview spricht Johannes Lindmeyer darüber, was es ihm bedeutet, zur deutschen Padelelite zu gehören und wie wichtig Großveranstaltungen für die rasant wachsende Sportart sind.

Johannes, du bist selbst Tennisspieler – spielst aktuell noch in der Oberliga. Wie bist du zum Padel gekommen?

Durch Tennis: 2014 habe ich bei einem Tennisturnier mitgespielt. Weil ich ziemlich gut am Netz bin und schon im gern Doppel gespielt habe, hat mich damals ein Kumpel gefragt, ob ich nicht mal Padel ausprobieren möchte. Ich kannte den Sport zu dem Zeitpunkt noch nicht, war aber sofort Feuer und Flamme, nachdem ich das erste Mal gespielt habe.

Du bist also seit 2014 aktiv?

Nicht ganz. Die ersten Jahre habe ich nur immer mal wieder in meiner Freizeit gespielt, bin aber hauptsächlich beim Tennis geblieben. Erst 2018 habe ich mir dann gesagt, dass ich ab sofort mehr Padel spielen möchte, weil es mir mehr Spaß gebracht hat.

Aus Spaß wurde schnell eine erfolgreiche Padelkarriere. Mittlerweile bist du die deutsche Nummer eins. Welchen Stellenwert hat der Sport in deinem Leben?

Ich spiele viele Turniere, bin viel unterwegs – sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Deshalb hat Padel logischerweise einen großen Stellenwert. Das kam aber alles total unerwartet. Hätte mir zu Beginn jemand gesagt, dass ich irgendwann die deutsche Nummer eins in der am schnellsten wachsenden Sportart der Welt bin, hätte ich der Person den Vogel gezeigt.

Wie viel trainierst du, um auf diesem Niveau spielen zu können?  

Das ist unterschiedlich. Manchmal haben wir Trainingswochen in Barcelona, in denen wir zwei Mal am Tag trainieren. In Deutschland spielen wir im Schnitt vier Mal pro Woche – plus Fitnesseinheiten, die noch dazukommen.

Tennisprofis leben für und vor allem auch von dem Sport. Wie ist das bei dir?

In Deutschland kann man als Padelspieler noch nicht von den Einnahmen leben. Matthias und ich haben Sponsoren, die uns bei Turnierfahrten und Trainingsreisen unterstützen. Das hilft uns enorm, weil wir selbst nicht so viel investieren müssen und das Preisgeld, das wir einspielen, am Ende auch bei uns bleibt.
Wenn wir aber zeitweise in Barcelona bei unserem Nationaltrainer in der Akademie trainieren, dann nehmen wir dafür schon selbst Geld in die Hand.

Was bedeutet es, Teil des besten deutschen Duos zu sein?

Das ist total surreal. Man muss sich wirklich daran gewöhnen – auch dass ich solche Interviews führe, ist neu für mich. Man muss auch in der Hinsicht Profi werden. Wir sind in Deutschland das Gesicht für den Sport und wollen uns natürlich bestmöglich präsentieren.

Gibt es Fans von Johannes Lindmeyer? Schreibst du viele Autogramme?

Das ist aktuell noch sehr überschaubar. Was ich aber total schön finde, ist, wenn junge Padelspieler nach Matches zu mir kommen und mich nach einer Unterschrift fragen. Das ist eine tolle Bestätigung. Aber soweit, dass ich richtig viele Fans habe, ist es noch nicht.

Kommen wir zu den European Games. Wie schätzt du eure Chancen ein?

In vielen Ländern Europas gibt es mittlerweile drei, vier Teams, die das komplett professionell machen und sie schicken ihre besten Duos zu dem Turnier. Insofern sind wir eher im Mittelfeld anzusiedeln und müssen ein bisschen auf die Auslosung schauen. Wir wollen die Topteams ärgern und peilen das Viertelfinale an. Dafür müssen wir in jedem Spiel unser Top-Level abrufen.

Und unabhängig von den European Games. Was sind deine Ziele im Padel?

Matthias und ich haben uns das Ziel gesetzt, in die Top-100 der Welt zu kommen. Das ist eine Marke, die wir in den kommenden Jahren brechen wollen. Man merkt aber schon, dass man als gelernter Tennisspieler, der zum Padel kommt, Limits hat. Die Spieler auf der Tour spielen Padel seit sie fünf Jahre sind – es ist am Ende ein anderer Sport.

Padel wächst in Deutschland rasant. Wie bewertest du die Entwicklung?

Ich verfolge die Sportart jetzt schon über acht Jahre. Was in den letzten zwei Jahren passiert ist, ist gigantisch! Allein die Tatsache, dass wir mit der German Padel Tour in Hamburg zum ersten Mal in einer Arena gespielt haben, spricht für sich. Auch die World Padel Tour kommt in diesem Jahr nach Deutschland. Das ist ein dickes Ausrufezeichen für den Sport.

Du sprichst das Turnier in Hamburg an: Wie wichtig sind denn solche Leuchtturmevents für den Padelsport?

Je mehr Aufmerksamkeit der Sport bekommt, desto besser – natürlich auch für uns, denn wir profitieren auch davon. Ich bin davon überzeugt, dass der Sport diese Aufmerksamkeit auch verdient hat. Padel ist modern, jung und geht mit der Zeit. Ich beobachte in anderen Ländern, dass solche Events gut funktionieren.

Der DOSB hat Padel offiziell dem Deutschen Tennis Bund zugeordnet. Du bist selbst Tennisspieler. Wie gut sind beide Sportarten vereinbar?

Sehr gut, finde ich. Durch Padel schafft man im Tennisverein neue Impulse. Die Synergien kann man nutzen, um das Vereinsleben wiederaufleben zu lassen. Ich bin Mitglied beim TC Weiden und wir haben mittlerweile mehr als 200 reine Padelmitglieder im Verein. Davon profitiert natürlich der Tennisverein.

Dennoch gibt es Unterschiede zwischen Padel und Tennis. Welche sind das?

Padel kann etwas mehr eventisiert werden als Tennis. Während unserer Matches in der Active City Arena Hamburg lief dauerhaft Musik – das ist im Tennis nicht vorstellbar. Aber vielleicht verändert sich ja auch Tennis in Zukunft ein bisschen, wenn Tennis und Padel über die Vereine Hand in Hand gehen.