„Enjoy your Game“-Autor Patrik Kühnen im Gespräch

Noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk? Wir haben eine Buchempfehlung für Euch!

Ex-Tennisprofi und Davis-Cup-Sieger, Turnierdirektor (BMW Open in München), Tennisexperte bei Sky, Podcaster mit Michael Stich usw. - Patrik Kühnen, geboren 1966 in Püttlingen, kann seinen vielen Erfahrungen und Engagements ein neues Betätigungsfeld hinzufügen: als Co-Autor eines schon kurz nach dem Erscheinen viel beachteten und hoch gelobten Buches. Der Titel „Enjoy your Game“ (Neuer Sportverlag) sagt eigentlich schon alles. Dennoch wollten wir Näheres von dem seiner saarländischen Heimat weiterhin eng verbundenen Wahl-Münchner über sein schriftstellerisches Erstlingswerk erfahren. Per Telefon aus dem leicht verschneiten Saarbrücken-Bischmisheim in die seit Tagen unter Schneechaos leidende bayrische Landeshauptstadt.

 

Gleich zu Beginn des Gesprächs wiederholte Patrik Kühnen sein Bekenntnis „Tennis ist immer noch mein Leben“ - und „daran hat sich auch mit dem Buch nichts geändert“. Im Gegenteil. Er gibt seine Liebe weiter und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine ganz besondere Reise durch die Welt des Tennissports. Voller ansteckender Leidenschaft und Freude am Spiel. Der erste Impuls zum Buch kam von Felix Grewe, dem ehemaligen Pressesprecher des DTB und ebenfalls mit großem Enthusiasmus dem Tennis verfallenen Journalisten. Der zudem in der Tenniswelt eine große Wertschätzung als zertifizierter Inner-Game-Facilitator genießt und seinen Schützlingen durch gezieltes Coaching zu mehr Konzentration und innerer Stärke verhilft. „Wir haben die gleiche Einstellung zum Tennis - spielen und genießen“, so Kühnen, der trotz seiner vielen Aktivitäten zwei- bis dreimal pro Woche seinen Lieblingssport ausübt. „Das ist Urlaub für den Kopf, eine schöne Auszeit vom Alltag! Ich empfinde eine große Dankbarkeit mit 57 noch so gesund zu sein und diese Leidenschaft mit Freunden Woche für Woche teilen zu können.“

 

Ein wesentlicher Aspekt des Buches ist die unterschiedliche Herkunft der beiden Autoren - hier der frühere Tennisprofi, da der Freizeit- und Hobbysportler. Und die damit verbundene Feststellung, dass sich ihre Gedankenwelt näher ist, dass Berufsspieler und Amateure beim Spiel mehr gemeinsam haben als gedacht. Das erste Service kam also von Felix Grewe, der sich bereits einige Jahre mit dem Gedanken, ein Tennisbuch zu schreiben, beschäftigt hatte. Kühnens Return lautete schlicht und einfach: „Warum?“ Der Schlüssel zur Initiative. Denn die Antwort fanden sie gemeinsam in vielen Telefonaten. „Wir wollten darlegen, was uns Tennis gegeben hat, wieviel Ärger, wenn wir einen Ball verschlagen und wieviel Freude bei gelungenen Bällen.“ Das viele Reden führte schließlich zu dem unbedingten Aufschreiben ihrer Erkenntnisse. „Zwei Jahre lang haben wir uns jeden Mittwochmorgen zu einem telefonischen jourfix verabredet. Der mal ne halbe Stunde oder auch mal zwei Stunden gedauert hat.“ So wurde aus dem gesprochenen das aufgeschriebene Wort. „Doch wir wollten der umfangreichen Tennisliteratur kein weiteres mit Grafiken und Bildern hinzufügen. Es war ein langer Prozess. An dessen Ende wir feststellen konnten, wie viel uns die Entstehungsphase und die damit verbundene tiefer gehende Reflexion gegeben haben.“

 

Allein die Beantwortung der Frage, spielst Du, um zu gewinnen oder um nicht zu verlieren, könne für die innere Einstellung von entscheidender Bedeutung sein. Kühnen: „Das kenne ich aus meiner aktiven Zeit. Anstatt frei aufzuspielen, hat die Erwartungshaltung, auch meine eigene, zur Verkrampfung geführt. Ja, ich hätte damals schon gerne mein heutiges Wissen gehabt. Wie reagiere ich auf die Stimme in meinem Kopf, wie gelingt es, auf eine Weise zu reagieren, die mir und meinem Spiel gut tut.“

 

Patrik Kühnen empfiehlt deshalb, das Buch nicht unbedingt chronologisch zu lesen. Sondern eher situationsbezogen. Das Gelesene als Inspiration zu verstehen. Schon jetzt erfahren die beiden Autoren „ein tolles, ja berührendes Feedback“. Kühnen: „Das dazu führt, dass wir derzeit darüber nachdenken, wie wir das Buch und die vielen Erkenntnisse auf den Platz bringen; so z.B. eine der wichtigsten Übungen „Bounce“ und „Hit“ (Aufspringen und Schlagen). Eine zentrale Idee des heutigen Tennisspiels.“

 

Tennis ist für Kühnen (und Grewe) über den schönsten Sport hinaus aber auch so etwas wie die Schule des Lebens. „Was mir sehr wichtig ist, ist es den hohen sozialen Wert unseres Sports herauszustreichen. Tennis bringt Menschen zusammen. Weil Du so viele Tugenden wie Geduld, Vertrauen, Mut, Fairness für Dein Spiel und für Dein Leben lernen kannst.“

 

Über das lesenswerte Buch hinaus wollte ich von Patrik Kühnen wissen, wie er die aktuelle Entwicklung seines über alles geliebten Sports sieht. „Es passiert sehr viel zur Zeit, auch mit den neuen Erscheinungsformen (Beachtennis, Padel, Wingfield). Ich finde die Entwicklung sehr spannend, weil ich auch sehe, wie sehr sich die aktuellen Profis mit Datenanalysen beschäftigen. Für den einen sind sie wertvoller als für den anderen. Dennoch behalten die Basics in Training und Spiel ihre Bedeutung. Jede Spielerin, jeder Spieler muss am Ende für sich entscheiden, was ihm gut tut und was nicht.“

 

Dass er immer wieder gerne in seine Heimat Saarland komme, führte zur Frage, wie er Chancen für ein großes Turnier im Lande sieht. Wie in Metz oder Luxemburg. Bei aller Skepsis „bedarf es dazu Menschen mit gleicher Vision und Passion; Partner mit gleichem Enthusiasmus für eine solche Idee…“ Das Engagement für die Inklusion - die Bewerbung des Saarlandes für die Ausrichtung der Nationalen Special Olympics 2026 - „ist ein besonders wichtiges Thema“. „Wir haben Rollstuhltennis in unser Münchener Turnier integriert. Wie sich die Sportlerinnen und Sportler einsetzen ist vorbildlich. Sie sind inspirierende Mutmacher mit ungeheuerer Strahlkraft.“

 

Und damit waren wir wieder beim Buch. In Erinnerung an die (seine!) erfolgreichen deutschen Tennisjahre Ende der 80er/Anfang der 90er und im Hinblick auf die aktuelle Situation mit Alexander Zverev und möglichen Nachfolgern - „der 16jährige Europameister Justin Engel könnte so einer werden“ (Kühnen). „Es bleibt dabei: die Einstellung ist entscheidend. Was habe ich selbst in der Hand. Täglich mein Bestes geben, denn mehr geht nicht!“ Ein „faszinierendes Beispiel“ für diese Grundvoraussetzung sieht Kühnen in Novak Djokovic. „Er ist immer noch bereit, dazu zu lernen, sich zu verbessern. Wobei ihn offensichtlich die Konkurrenz der jungen aufstrebenden Profis wie Alcaraz, Sinner, Rune & Co antreibt und motiviert.“ Auch bei den Damen erkennt Kühnen eine spannende Entwicklung. „Dass die Mütter auf den Center Court zurückkehren, Tatjana Maria und bald auch Angelique Kerber, finde ich höchst erfreulich. Auch wenn sie neue Schritte der Veranstalter z.B. durch die Einrichtung einer Kindergrippe erfordern…“

 

Am Ende des Gesprächs stand mein Dank - und die Feststellung, sich noch stundenlang über Tennis austauschen zu können. Fortsetzung bei passender Gelegenheit.                 rdg.