Tatjana Maria im Interview: „Ich lebe die Mutterrolle auch im Team“

Tatjana Maria ist mit 36 Jahren und 15 Nominierungen die erfahrenste Spielerin im Porsche Team Deutschland. 

(c) Paul Zimmer

Einen Tag vor dem ersten Spiel bei den Billie Jean King Cup-Finals gegen Italien, spricht die deutsche Nummer 1 im DTB-Interview über die Bedeutung des Wettbewerbs, ihre Rolle im Team und ihre Entwicklung in dieser Saison.

Welche Bedeutung hat dieser Wettbewerb für dich?

"Für mich ist es immer etwas sehr Besonderes für Deutschland zu spielen. Jetzt mit diesem Team hier bei den Billie Jean King Cup-Finals dabei zu sein, genieße ich sehr. Jedes Mal, wenn ich in der Vergangenheit für das Porsche Team Deutschland nominiert wurde, war ich immer, ohne lange darüber nachzudenken, sofort dabei. Ich bin sehr glücklich, dass wir es in dieser Konstellation nach Sevilla geschafft haben. Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt in der Mannschaft und uns dieses Finale verdient."

Du wohnst mit deiner Familie in den USA. Welchen Bezug hast du noch zu Deutschland?

"Meine ganze Familie, zwei Brüder, Mama und Cousinen, wohnen noch in Deutschland. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Obwohl ich jetzt in den USA lebe, bleibt Deutschland mein Land. Ich versuche das auch an meine Töchter weiterzugeben und spreche nur deutsch mit ihnen. Deswegen erfüllt es mich auch immer mit Stolz für Deutschland zu spielen."

Welche besonderen Erinnerungen hast du an deine Spiele im Billie Jean King Cup?

"Da fällt mir sofort mein erster Einsatz in China ein. Ich war erst 17 Jahre alt und dieses Spiel wird immer etwas ganz Besonderes für mich bleiben. Als ich zum Einsatz kam, hatten wir die Partie schon verloren. Ich war trotzdem nervös, aber konnte das Match für Deutschland in drei Sätzen gewinnen. Dieses positive Erlebnis war dann auch richtungsweisend für meine Karriere im DTB-Team. Insgesamt habe ich sehr viel mehr gute als schlechte Erinnerungen an diesen Wettbewerb und mit 12 Siegen bei 7 Niederlagen auch auf dem Papier eine positive Bilanz. Mit Anna-Lena Herzgerodt (Anm. d. Red.: früher Grönefeld) konnte ich einige entscheidende Doppel für Deutschland gewinnen und das war immer ein unglaubliches Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist. Die Siege im Team zu erleben, ist etwas sehr Spezielles. Jeder freut sich, wir feiern alle gemeinsam und das bleibt mir sehr lange in Erinnerung."

Welche Rolle hast du momentan im Team?

"Ich denke, dass ich auch im Team die Mutterrolle lebe. Und ich wehre mich auch nicht dagegen – im Gegenteil. Viele fragen mich immer, ob mich das stört, dass mich alle als Mama sehen, aber ich bin gerne Mama und ich finde das eine tolle Rolle, die zu mir passt, weil ich jeden gerne unterstütze. Die anderen Mädels wissen, dass sie immer zu mir kommen können, egal ob es ihnen gut oder schlecht geht. In der Zeit bei der Nationalmannschaft, wenn meine eigenen Töchter nicht dabei sind, sind sie schon ein bisschen wie meine Kinder. Ich habe immer den Drang, mich um sie zu kümmern." 

Du bist im Team die Nummer 1. Empfindest du das als Druck?

"Nein, ich empfinde das nicht als Druck, weil bei uns im Team der Status „Nummer 1“ keine große Rolle spielt. Wir sind alle auf Augenhöhe und das macht uns auch so stark und hat uns bis hierhergebracht. Die letzten Siege waren immer große Teamleistungen von uns. In jedem Match hat jemand anderes hervorgestochen und für die Punkte gesorgt."

Wie zufrieden bist du mit deiner Entwicklung in dieser Saison?

"Ich bin zufrieden mit meiner Saison. Bis auf die Grand Slams war mein Jahr wirklich gut. Mein Ziel ist es momentan einfach mich und mein Spiel weiterzuentwickeln, das ich gesund bleibe und es mir weiterhin Spaß macht.  Deswegen bin ich auch noch hier, weil ich merke, dass noch einiges drin ist. Das motiviert mich und solange ich fit und gesund bin, mache ich weiter."

Welche Erfahrungen hast du mit euren Gegnern Italien und Frankreich?

"Dieses Jahr war wirklich mein Italien-Jahr. Ich habe gegen alle ihre Spielerinnen schon gespielt, mal mit positivem und mal mit negativem Ausgang. Aber auch die Französinnen kenne ich sehr gut, weil mein Mann Franzose ist und wir viel mit ihnen auf der Tour zusammen sind. In Stuttgart habe ich in diesem Jahr knapp gegen ihre Top-Spielerin Carolin Garcia verloren. Beide Teams sind definitiv sehr stark. Aber es ist ein Teamwettbewerb und da kommt es am Ende nicht nur darauf an, wer die besseren Einzelspieler hat."