Boris Becker beim DTB-Kongress in Berlin

Tennis lebt – und wie!“

Boris Becker hat sich erfreut über eine „neue Aufbruchsstimmung im deutschen Tennis“ gezeigt: „Da bewegt sich gerade etwas, das spürt man an allen Ecken und Enden“, sagte der Head of Mens Tennis des Deutschen Tennis Bundes (DTB) am Rande des Internationalen DTB Tenniskongresses im Berliner Estrel Hotel. Becker würdigte auch das große Interesse an der Fortbildungsveranstaltung in der Hauptstadt: „Es ist toll, dass wir hier eine Rekordbeteiligung mit nahezu 800 Teilnehmern haben. Tennis lebt – und wie“, erklärte Becker. Der 51-jährige Chef des deutschen Herrentennis hatte zuvor in zwei Gesprächsrunden meinungsstark Position zu aktuellen Fragen rund um den Trainerberuf bezogen, gleichzeitig äußerte sich der dreimalige Wimbledonsieger zur Lage im Welttennis. Zusammen mit Barbara Rittner (Head of Women‘s Tennis), Dirk Hordorff (DTB-Vizepräsident für Leistungssport, Training und Ausbildung) und Klaus Eberhard (DTB-Sportdirektor) diskutierte Becker dabei auch über „Wege zur Weltklasse.“ Die Gesprächsrunde wurde von TV-Journalist Matthias Stach moderiert.

Becker ging auch auf seine bisherige Amtszeit als Head of Men‘s Tennis ein und bewertete vor allem die Bereitschaft der deutschen Profis positiv, „sich mit  aller Leidenschaft für das Davis Cup-Team zu engagieren“: „Wir haben große Davis Cup-Momente erlebt, auch einen imponierenden Teamgeist, nun wird es allerdings auf internationaler Ebene eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Ich will die neuen Entwicklungen um den Wettbewerb nicht gleich verdammen, ich gebe dem Davis Cup auch jetzt eine Chance.“ Allerdings werde es eine komplett andere Atmosphäre als früher sein mit einem Finalturnier, „ohne die traditionellen Heimspiele dann“, sagte Becker, „wir freuen uns jetzt aber erst einmal über das Erstrundenspiel gegen Ungarn in Frankfurt. Das wird eine tolle Sache Anfang Februar.“ Becker sagte, er habe in den letzten Wochen und Monaten „interessante Einblicke“ bei einer Tour durch die nationalen Leistungszentren und in der Talentschulung gewonnen, der DTB sei „international absolut konkurrenzfähig“, die Jugendlichen und Junioren fänden „sehr gute Bedingungen“ vor.  

Becker sprach auch noch einmal über die großen Momente der letzten Saison, also den Wimbledonsieg von Angelique Kerber und den Triumph von Alexander Zverev beim ATP-Finale in London: „Eine solche Ausgangslage hat es vor einer Saison seit 20 Jahren nicht gegeben, zwei Spieler mit diesen Erfolgen und dieser Wirkung auf die Öffentlichkeit.“ Der ehemalige Weltranglistenerste forderte in diesem Zusammenhang eine noch „intensivere Tennis-Berichterstattung im TV, ob nun öffentlich-rechtlich oder privat. Man sollte mehr Tennis zeigen – und nicht jedes Zweit- oder Drittligaspiel. Das sage ich als erklärter Fußball-Fan.“ Im Falle von Zverev solle man die sportliche Erwartung in 2019 „nicht utopisch hochschrauben“: „Er hat immer noch drei Kanonen um sich herum. Federer, Nadal und Djokovic, die machen nicht einfach so Platz.“ Es könne durchaus sein, „dass Sascha auch in diesem Jahr noch nicht einen Grand Slam-Titel holt, aber das wäre kein Beinbruch. Man darf nicht vergessen: Er ist gerade 21 Jahre alt.“ Zudem meldeten sich auch andere Generationskollegen Zverevs unüberhörbar zu Wort mit Erfolgen, etwa der Grieche Stefanos Tsitsipas, der Russe Karen Khachanov oder der Kanadier Denis Shapovalov: „Die Luft an der Spitze ist ganz schön dünn. Aber Sascha wird auch bei den Grand Slams den Durchbruch schaffen, es ist nur eine Frage der Zeit.“