Deutsches Davis Cup Team scheidet im Halbfinale aus

Foto: DTB - Paul Zimmer

Der Traum vom ersten Finaleinzug einer deutschen Mannschaft im Davis Cup seit 1993 ist geplatzt. Im Halbfinale unterlag das DTB-Team am Samstagnachmittag der Mannschaft Russland mit 1:2. Dennoch zeigte sich Kapitän Michael Kohlmann mit dem Auftreten seines Teams in den vier Begegnungen von Innsbruck und Madrid mehr als zufrieden: „Insgesamt können wir extrem stolz auf uns sein, dass wir auch hier in Madrid gespielt haben. Wir haben in Innsbruck starke Leistungen gezeigt und drei enge Matches gewonnen. Da hat so keiner mit gerechnet. Aktuell bin ich natürlich etwas enttäuscht. Aber das heute war
nicht das Ende. Wir werden die nächsten Schritte gehen, leider noch nicht in diesem Jahr – aber wir werden 2022 wieder angreifen.“

Im ersten Einzel des Halbfinales musste sich Dominik Koepfer dem Weltranglistenfünften Andrey Rublev nach nur 50 Minuten Spielzeit glatt mit 6:4 und 6:0 geschlagen geben. Anschließend zeigte Jan-Lennard Struff gegen Daniil Medvedev eine couragierte Leistung, konnte aber den 6:4, 6:4-Erfolg des Weltranglistenzweiten nicht verhindern. „Es war schade, dass wir die Russen heute nicht aus ihrer Komfortzone bekommen haben. Sie haben immer aus einer Führung heraus agieren können. Ich hatte schon das Gefühl, dass das neutrale Publikum etwas mehr auf unserer Seite war. Das hat man gemerkt, als Jan-Lennard unseren einzigen Breakball in den Einzelmatches hatte. Ich hätte mir gewünscht, dass wir das etwas mehr ausnutzen können“, so das Fazit von Teamchef Kohlmann.

Im letztlich bedeutungslosen Doppel behielten Kevin Krawietz und Tim Pütz ihre weiße Davis Cup Weste – das noch ungeschlagene deutsche Duo bezwang Karen Khachanov und Aslan Karatsev mit 4:6, 6:3 und 6:4.

Werbung für den deutschen Tennissport

In den Gruppenspielen in der Olympiahalle von Innsbruck hatte das deutsche Team Serbien und Österreich mit 2:1 bezwungen, und auch das Viertelfinale gegen Großbritannien mit 2:1 gewonnen. DTB-Präsident Dietloff von Arnim unterstützte die deutsche Mannschaft bei allen Partien in Innsbruck und Madrid live vor Ort und erlebte die vielen packende Momente und Tennis-Krimis hautnah. „Diese zwei Wochen waren Wahnsinn. Das gesamte Team rund um Kapitän Michael Kohlmann kann stolz auf sich sein. Zuerst überwog kurz die Enttäuschung, aber schon jetzt realisieren die Jungs, was sie bei den Davis Cup Finals erreicht haben. Das war Werbung für den deutschen Tennissport“, so der 61-jährige Düsseldorfer. Rund 50 Tennisfans waren eigens am Samstag aus Deutschland nach Madrid gereist, wo sie dank vom DTB kostenlos zur Verfügung gestellten Tickets das deutsche Team lautstark unterstützen konnten. Überhaupt, die Madrid Arena war gut besucht.

Russland im Einzel zu stark

Jan Lennard-Struff zeigte den Fans von Beginn an aggressives Tennis – und dies aus gutem Grund, wie er nach dem Match gegen Medvedev sagte: „Es war mir klar, dass ich sehr gut spielen muss, um eine Chance zu haben. Ich fand, dass ich das über weite Strecken auch gut gemacht habe und bin zufrieden mit der Art und Weise, wie ich aufgetreten bin. Ich habe nur in zwei Spielen zwei, drei Fehler zu viel gemacht und dann zieht er weg. Vielleicht hätte ich früher versuchen sollen, ihn ein wenig mehr spielen zu lassen, wollte aber meine Aggressivität nicht verlieren. Aber er hat halt auch eine brutale Klasse.“

Auch Dominik Koepfer musste das Spielvermögen und die Überlegenheit Rublevs anerkennen: „Ich denke, das war mit Abstand das beste Match von Rublev hier beim Davis Cup in Madrid. Im ersten Satz habe ich zwar ganz gut gespielt, aber nach dem frühen Break habe ich ihn frei aufspielen lassen. Und so wie er heute aufgeschlagen hat, ist es dann schwer, zu eigenen Chancen zu kommen.“

Vierte Niederlage gegen Russland

Es ist die vierte Davis Cup Halbfinalniederlage in Folge gegen Russland nach 2007, 1995 und 1994. 2007 unterlagen Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber, Alexander Waske und Philipp Petzschner in Moskau mit 2:3. Mit demselben Ergebnis mussten sich Boris Becker, Michael Stich und Bernd Karbacher 1995 ebenfalls in Moskau geschlagen geben. 1994 gewann Russland in Hamburg das Halbfinale, für Deutschland standen damals Michael Stich, Bernd Karbacher und Karsten Braasch auf dem Platz. Zuletzt stand Deutschland 1993 im Finale, als Michael Stich, Marc Kevin Goellner, Patrik Kühnen und Carl-Uwe Steeb in Düsseldorf Australien 4:1 besiegte und somit den dritten Davis Cup Triumph nach 1988 und 1989 feierte.